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Im Notfall hilft das Brecheisen

Wenn es schnell gehen muss, kommt das Brecheisen zum Einsatz: Seelzes Ortsbrandmeister erklärt die Werkzeuge der Feuerwehr für Türöffnungen. Wenn es schnell gehen muss, kommt das Brecheisen zum Einsatz: Seelzes Ortsbrandmeister erklärt die Werkzeuge der Feuerwehr für Türöffnungen. Gerko Naumann (HAZ Seelze)

„Hilflose Person hinter Tür“ – Türöffnungen machen beinahe ein Fünftel der Feuerwehreinsätze in Seelze aus

„Hilflose Person hinter Tür“, diese kurze und oft wenig aussagekräftige Nachricht taucht immer öfter auf den Meldeempfängern der Seelzer Feuerwehrleute auf. Dahinter steht eine steigende Einsatzzahl von sogenannten Türöffnungen. Was die Helfer hinter den Türen entdecken, ist manchmal sehr tragisch.
Bei einigen Einsätzen geht alles ganz einfach. Dann entdecken Ortsbrandmeister Carsten Strowig und seine Kameraden ein auf Kipp stehendes Fenster. Mit Werkzeug aus dem Rucksack und einigen geübten Handgriffen stehen die Helfer in der Wohnung. Wie sie die Fenster genau öffnen, will Strowig nicht sagen. „Wir wollen schließlich nicht Kriminellen vormachen, wie es geht“, sagt er.
Was der Ortsbrandmeister genau sagen kann, ist, dass die Zahl der Türöffnungen kontinuierlich steigt. Im vergangenen Jahr haben sie 23 der 208 Einsätze der Seelzer Feuerwehr ausgemacht. In diesem Jahr kam bereits neunmal der Alarm „Hilflose Person hinter Tür“ – bei insgesamt 50 Einsätzen. Die Ursache liegt für Strowig auf der Hand: „Es gibt immer mehr ältere Menschen. Und die wollen gern so lange es geht zu Hause wohnen bleiben, auch wenn sie allein sind.“ Da kommt es immer wieder zu Situationen, in denen die Senioren Hilfe benötigen.
Oft sind es Nachbarn oder Angehörige, die den Notruf wählen. Zum Beispiel, wenn ein Verwandter nicht auf das Telefon oder die Türklingel reagiert oder wenn sich die Post über Tage im Briefkasten stapelt. Bei einem Notruf ist für die Ehrenamtlichen Feuerwehrleute Eile geboten. Wenn der Meldeempfänger piept, wissen sie meist nicht, was sich hinter der zu öffnenden Tür verbirgt. Um das zu erfahren, muss die Tür eben erst mal überwunden werden. Keine einfache Sache, trotz regelmäßiger Übungen. Vor allem mit mehreren Schlössern gesicherte Haustüren brauchen ihre Zeit. Außerdem wollen die Helfer so wenig Schaden wie möglich anrichten. In manchen Situationen lässt sich das dennoch nicht vermeiden. „Wenn die Polizei oder der Rettungsdienst sagen, dass sie sofort da reinmüssen, dann machen wir die Tür halt mit Gewalt auf“, berichtet Strowig.
So einfach wie in Agentenfilmen, wo ein gezielter Fußtritt oder ein wuchtiger Stoß mit der Schulter reichen, ist es nicht. Bei Gefahr im Verzug kommt deshalb das Brecheisen zum Einsatz. „Das ist ganz selten der Fall“, betont Strowig. Hinter der geöffneten Tür beginnt die Arbeit der Polizisten und Sanitäter, aber die Feuerwehrleute sind eben meist die ersten am Einsatzort. Das bedeutet auch, dass die Helfer schlimme Dinge sehen. Wenn ein Toter schon länger in der Wohnung liegt, sei es besonders schlimm, sagt Strowig. Junge Kollegen werden dann erst gar nicht bis in die Wohnung vorgelassen, denn: „Solche Bilder verfolgen selbst erfahrene Helfer tagelang.“

Der Schlüssel aus dem Tresor

Vor dem AWO-Seniorenzentrum Alter Krug hängt ein unscheinbarer grauer Kasten. Man könnte ihn mit einem Briefkasten verwechseln. „Es ist aber ein gut gesicherter Tresor“, erklärt Haustechniker Wolfgang Lischka. Der Kasten ist an die Brandmeldeanlage angeschlossen, die sich über das gesamte Gebäude erstreckt. Wenn ein Brandmelder im Zimmer eines Bewohners auslöst, wird die äußere Tür des Tresors entriegelt. Dahinter befindet sich noch eine weitere Tür. „Den Schlüssel dafür hat nur die Feuerwehr“, sagt Lischka. Die kann den Tresor öffnen und darin befindet sich wiederum ein Schlüssel - mit dem alle Räume im Gebäude zu öffnen sind. So soll die Feuerwehr im Brandfall möglichst schnell in den entsprechenden Bereich gelangen, ohne mühsam Türen aufbrechen zu müssen.

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Wenn es schnell gehen muss, kommt das Brecheisen zum Einsatz: Seelzes Ortsbrandmeister erklärt die Werkzeuge der Feuerwehr für Türöffnungen.
Foto von Gerko Naumann (HAZ Seelze) 

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In diesem Rucksack transportieren die Ehrenamtlichen ihr Werkzeug.

Foto von Gerko Naumann (HAZ Seelze)

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Der schnellste Weg: Ein auf Kipp stehendes Fenster zu öffnen ist für erfahrene Feuerwehrleute wie Sprecher Norbert Bittner ein Kinderspiel.
Foto von Gerko Naumann (HAZ Seelze)

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Zu diesem unscheinbaren Tresor am AWO-Seniorenzentrum, den Haustechniker Wolfgang Lischka zeigt, hat die Feuerwehr im Brandfall Zugriff.
Foto von Gerko Naumann (HAZ Seelze)

Weitere Informationen

  • Quelle: HAZ Seelze, 01.06.2017
  • Von: Gerko Naumann
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