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Hochwasser: Stadt zieht positive Bilanz

Hochwasser: Stadt zieht positive Bilanz Ortsfeuerwehr Seelze

Weitere Anpassungen am Schutzkonzept geplant. Auch baulich soll sich was tun.

Seelzes Bürgermeister Alexander Masthoff (SPD) ist nach den Erfahrungen aus dem Hochwasser um rund um die Weihnachtszeit zufrieden mit den Präventionsmaßnahmen. „Die Stadt hat nicht geschlafen“, resümierte Masthoff. Gemeinsam hätten die Freiwillige Feuerwehr, Polizei und Stadtverwaltung die Lehren aus dem Hochwasser 2017 gezogen. Als Sofortmaßnahme seien eine Sandsackfüllmaschine sowie 20.000 Säcke beschafft worden. „Damit konnten wir sehr schnell reagieren und Sandsäcke befüllen, die dann in Seelze sowie auf Paletten auch in Gümmer eingelagert wurden“, sagt der Bürgermeister. Der Schutz der Kanalisation sei ein Schwerpunkt der Überlegungen gewesen.

Feuerwehr mit guter Ortskenntnis

Ein wichtiger Punkt sei auch die sehr gute Ortskenntnis der ehrenamtlichen Feuerwehrleute, die eine zielgenaue Hilfe ermöglicht habe. Damit sei es gelungen, dem Anliegen von Stadtbrandmeister Christian Kielhorn gerecht zu werden und „vor die Lage zu kommen“ – und nicht nur auf eine bestehende Situation zu reagieren. Dank der guten Vorbereitung sei Seelze eine der wenigen Kommunen gewesen, die sehr früh alles im Griff gehabt habe und so das Gröbste verhindern konnte.

Dank der sowohl materiellen als auch konzeptionellen guten Vorbereitung seien in Seelze nur wenig Hochwasserschäden registriert worden, ergänzte der Erste Stadtrat Steffen Klingenberg. Ein Problem sei allerdings hochdrückendes Grundwasser in Keller von Wohngebäuden, für das die Eigentümer jedoch zunächst selbst Vorsorge treffen müssten (siehe Infokasten).

Kontrollen und Krisenstäbe

„Wir haben 2017 die Chance genutzt und unser Hochwasserkonzept angepasst“, sagte Stadtbrandmeister Christian Kielhorn. Unter Leitung seines Stellvertreters Michael Lorenz sei eine Arbeitsgruppe gegründet worden, zu der auch Anrainer besonders gefährdeter Bereiche an der Leine in Gümmer, Lohnde, Seelze und Letter gehörten. In den vergangenen Jahren sei die Feuerwehr normalerweise bei einem Pegelstand von 5,70 Meter tätig geworden. „Bis 5,85 Meter besteht keine Gefahr für Seelze, ab 6,02 Meter wird es gefährlich, und die Feuerwehr muss mehr arbeiten“, ergänzte der stellvertretende Stadtbrandmeister Michael Lorenz. Bei diesem Hochwasser seien die Vorbereitungen bei deutlich niedrigeren Pegelständen angelaufen. So seien die ersten 1500 Sandsäcke am 23. Dezember befüllt worden. Am zweiten Weihnachtsfeiertag hätten Angehörige der Ortsfeuerwehren der vom Hochwasser nicht gefährdeten Dörfer Döteberg, Harenberg und Velber weitere 2000 Sandsäcke gefüllt.

Der zweite Teil des Konzeptes beinhalte die Kontrolle neuralgischer Punkte, die vom Hochwasser besonders gefährdet seien, sagte Kielhorn. Dabei würde bereits der Sinn bestimmter Aktionen geprüft. „Keller pumpen wir nur dann aus, wenn dies auch erfolgversprechend ist.“ In Letter seien in den Straßen Weideweg und Im Rischedahle zwei Sandsackdämme ausgelegt worden. Zudem habe regelmäßig ein Krisenstab die Lage eingeschätzt und über weitere Aktionen beraten. Letztlich habe alles ineinandergegriffen, sagte Lorenz. So habe der städtische Betriebshof für das Befüllen der Sandsäcke nicht nur einen Radlader zur Verfügung gestellt, sondern auch die Schaufel des Fahrzeugs so umgebaut, dass sie zur Sandsackfüllmaschine passte.

Entlastung durch Kameraden

Der Hochwasser-Einsatz war für die Feuerwehr sehr personalintensiv. So waren vom 23. Dezember bis zum 4. Januar insgesamt 591 Feuerwehrleute im Einsatz, die allein in dieser Zeit 1649 Dienststunden leisteten. „Es ist gut, dass wir auf viele Ortsfeuerwehren zurückgreifen können“, sagte Kielhorn. Die Feuerwehrleute der nicht an der Leine liegenden Ortsteile hätten ihre Kameraden immer wieder entlasten können. Masthoff lobte die große Solidarität zwischen den Ortsfeuerwehren.

Wasserschutz für Schulen

Während sich Verwaltung und Feuerwehr bereits gut auf Hochwasserlagen vorbereitet hätten, gehe es im Planungs- und Baubereich verstärkt um vorbeugenden Hochwasserschutz, sagte Stadtbaurat Dirk Perschel. „Die jetzt vorliegenden Ergebnisse sind für uns sehr wertvoll.“ Bereits 2014 habe die Stadt ein Gutachten zum Hochwasser erstellen lassen, jetzt solle kurzfristig dieses Büro erneut beauftragt werden. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) habe die Grenzen für das sogenannte HQ 100 geändert, ein statistisch alle 100 Jahre auftretendes Hochwasser. Dies habe auch Konsequenzen für die in Seelze bereits begonnenen Schulneubauten am Georg-Büchner-Gymnasium (GBG) in Letter und der Bertolt-Brecht-Gesamtschule (BBG) in Seelze. „Wir müssen beide Schulen mit Wasserschutz ausstatten“,so Perschel. Dafür könne die Stadt eine finanzielle Förderung beantragen.

Damm des Wiesenweges hält

Besser als gedacht habe der kleine Deich des Wiesenweges gehalten, der erst 2021 überprüft wurde, berichtete Perschel. Weil das Ergebnis ermutigend gewesen sei, habe die Stadt in die Sanierung des Fuß- und Radweges sowie die Erneuerung der Beleuchtung investiert. Nachgedacht werden müsse auch über mobile Deichanlagen. Zudem komme es darauf an, auch bei Starkregen größere Wassermengen abfließen lassen zu können. Dies werde im vierten Bauabschnitt des Neubaugebietes Seelze-Süd bereits planerisch berücksichtigt. Die Stadt arbeite derzeit an einem Generalentwässerungsplan. Dabei gehe es unter anderem um den Zustand der Kanäle, die in einigen Bereichen nicht leistungsfähig genug sein könnten. Die Stadt müsse auswerten, welche Straßen besonders betroffen seien. Eigentümer könnten sich an die Verwaltung wenden, um Details über ihre Straßen zu erfahren und um dann selbst Schutzmaßnahmen ergreifen zu können.

Nachdrückendes Grundwasser ist ein Problem

Nasse Kellerräume sind für jeden Hausbesitzer und Mieter ein Albtraum, weil die Feuchtigkeit nicht nur schlecht für das Bauwerk ist, sondern obendrein die in den Räumen gelagerte Gegenstände ruiniert. In Seelze ist die Ursache in den meisten Fällen aber nicht von oben eindringendes Hochwasser, sondern von unten in das Gebäude drückendes Grundwasser.Der Grundwasserstand kann durch Dauerregen und Hochwasser so steigen, sodass er für den Hausbesitzer zum Problem wird. „Dafür ist zunächst einmal jeder Eigentümer selbst zuständig, der sich entsprechende Pumpen selbst beschaffen und im Falle eines Falles aktiv werden muss“, sagt der stellvertretende Stadtbrandmeister Michael Lorenz.Zwar helfe die Feuerwehr in aller Regel, wenn sie dafür noch Kapazitäten habe, doch das Auspumpen eines Kellers durch die Feuerwehr sei eine kostenpflichtige Leistung, erklärt der Erste Stadtrat Steffen Klingenberg. Mit einem Gebührenbescheid müsse dann gerechnet werden.

Weitere Informationen

  • Quelle: HAZ Seelze, 20.01.2024
  • Von: Thomas Tschörner
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