Ab dem 23. Dezember 2023 wurde es eng: Der Leinepegel stieg nach tagelangen Regenfällen bedrohlich, in Seelze drohten Überschwemmungen. Dann kamen die Helfer und opferten ihr Weihnachtsfest, um andere Menschen zu unterstützen. Dafür wurden sie jetzt von der Stadt Seelze geehrt.
„Ich erinnere mich noch gut“, begann Seelzes Bürgermeister Alexander Masthoff (SPD) seine Dankesrede am vergangenen Freitag beim Stadtfeuerwehrtag in Velber: „Während andere Menschen ihre Weihnachtsbäume schmückten, Geschenke auspackten oder zur Ruhe kamen, wart ihr im Dauereinsatz.“
Den Leinepegel stets im Blick
Dieser Einsatz begann am 23. Dezember und endete erst Anfang Januar. „Wir hatten den Leinepegel seit einiger Zeit im Auge und schon erwartet, dass es für uns irgendwann losgeht“, erinnert sich Joshua Jeynes. Der 25-jährige Hauptfeuerwehrmann der Ortsfeuerwehr Seelze war dabei, als bereits Tage vor Weihnachten Hunderte Sandsäcke befüllt wurden und, als das Wasser unaufhörlich stieg, an den neuralgischen Stellen verteilt werden mussten.
Später war sein Einsatzort die Anne-Frank-Schule. Dort behielt er die aufgestellten Pumpen im Blick, die über Wochen in den Keller eingedrungenes Wasser abpumpten. Freiwillig leistete Jeynes mehrere Nachtschichten.
Das Weihnachtshochwasser traf die Seelzer Kameradinnen und Kameraden nicht unvorbereitet. Bereits im Jahr 2020 initiierte die Stadtfeuerwehr Seelze unter Leitung des Stadtbrandmeisters Christian Kielhorn das Feuerwehrkonzept 2030. Den Ortsfeuerwehren wurden besondere Aufgaben zugewiesen, die Leitungsebene führte das Zugprinzip ein, und die Ortsfeuerwehren bereiteten sich auf genau solche Ernstfälle vor, wie er zum Jahresende 2023 eintraf.
Das lobte Masthoff. Seit 2017 habe Seelze ein Hochwasserkonzept: „4000 Sandsäcke lagen bereit, die Sandsackfüllmaschine stand parat, und dank guter Kontakte konntet ihr rechtzeitig Material beschaffen. Während andere Kommunen in Engpässe gerieten, wart ihr handlungsfähig“, zählte der Bürgermeister auf und lobte zusammenfassend: „Ihr habt gezeigt: Seelze ist vorbereitet.“
Claus Dostmann, Gerätewart bei der Ortsfeuerwehr Letter, gehörte damals zur Einsatzstelle Ort (ELO), die bei der Seelzer Feuerwehr eingerichtet wurde und die Einsatzleitung um Stadtbrandmeister Christian Kielhorn unterstützte. „Uns war klar, dass eine solche Lage länger dauert, daher mussten wir einen Schichtdienst einführen, um rund um die Uhr handlungsfähig zu sein“, erinnert sich der 58-Jährige. Gute Vorbereitung in den ersten Stunden, enger Kontakt zur Leitstelle in Hannover, ständige Kontrollen an der Leine und den bereits überschwemmten Orten, hatten dazu geführt, dass, als es ernst wurde, alles nach Plan lief. „Ihr wart, wie unser Stadtbrandmeister Christian Kielhorn so treffend gesagt hat, immer vor der Lage“, würdigte Masthoff die Leistung der Seelzer Feuerwehrleute.
Diese Lage war nicht so dramatisch wie in Teilen des benachbarten Garbsens. Dort bereitete sich die Feuerwehr sogar auf die Evakuierung von Stadtteilen vor. Doch mussten in vielen Seelzer Wohnhäusern die Keller leergepumpt werden, weil das Grundwasser hochdrückte.
Das Glückdes Tüchtigen
Masthoff sprach vom Glück, das Seelze hatte, weil das Hochwasser noch rechtzeitig zurückgegangen sei. Trotzdem sei das vorausschauende und routinierte Wirken der Seelzer Feuerwehrleute wichtig gewesen: „Ihr habt Vertrauen geschaffen. Vertrauen, dass wir in Seelze in guten Händen sind, wenn es ernst wird. Und das, liebe Kameradinnen und Kameraden, ist unbezahlbar“, so Masthoff.
Anschließend überreichte der Bürgermeister gemeinsam mit dem Ersten Stadtrat Steffen Klingenberg die Hochwasserehrennadeln des Landes Niedersachsen an die an dem Einsatz beteiligten Feuerwehrleute.
591 Helfer beim Hochwasser im Einsatz
Vom 23. Dezember 2023 bis zum 4. Januar waren insgesamt 591 Seelzer Feuerwehrleute im Hochwassereinsatz. Der einsatzintensivste Tag war der 26. Dezember, an dem 212 Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehren aus dem Seelzer Stadtgebiet unter anderem 2000 Sandsäcke befüllt und verlegt hatten. Insgesamt leisteten die Feuerwehrleute während des Hochwassereinsatzes 1649 Dienststunden. Der mit Beginn des Einsatzes eingerichtete Krisenstab aus Feuerwehr, Stadtspitze, Verwaltung und Polizei wurde am 5. Januar 2024 wieder aufgelöst.