Überdurchschnittlich viele Großeinsätze
Das Jahr 2024 hatte noch gar nicht begonnen, da nahm das Weihnachtshochwasser vorweg, was in den kommenden zwölf Monaten folgen sollte: „Es war mit 300 Einsätzen – darunter überdurchschnittlich viele Großeinsätze – eines der einsatz- und arbeitsreichsten Jahre seit Langem“, urteilt Kielhorn. Nach tagelangem Großeinsatz bekamen die Seelzer Einsatzkräfte die herausfordernde Lage unter Kontrolle und konnten so größere Überschwemmungen und Schäden verhindern. „Wir haben seit Jahren Konzepte, die greifen“, begründet Kielhorn das Gelingen dieses und zahlreicher weiterer Einsätze.
Der Stadtbrandmeister nennt den Dachstuhlbrand an einem Mehrfamilienhaus in der Straße Im Distelwinkel im Sommer und einen weiteren in einem Einfamilienhaus in Velber drei Wochen später. Im Oktober mussten die Einsatzkräfte bei einem Dachgeschossbrand in Letter die Bewohner mithilfe der Drehleiter vor den Flammen retten. Das war ihnen auch im August gelungen, als sie bei einem Wohnungsbrand in Almhorst zwei Personen und zwei Hunde über eine tragbare Leiter retteten. Ein Todesopfer gab es allerdings bei einem weiteren Wohnungsbrand in Velber Ende Juni zu beklagen.
„Wir hatten relativ viele Brände, es ist aber nicht zu erklären, warum“, sagt Kielhorn und ergänzt: „Dafür hat uns die Bahn wenig beschäftigt.“ In den Vorjahren habe es deutlich mehr Einsätze gegeben, bei denen die Feuerwehr etwa auslaufende Flüssigkeiten aus Güterwaggons habe abpumpen müssen.
Allerdings habe man im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr mit Verkehrsunfällen – etwa auf der A2 – zu tun gehabt. Kielhorn erinnert an zwei Lkw-Brände, einer der Transporter war mit Gefahrgut beladen, und an einen brennenden Reisebus. Außerdem wurde die Feuerwehr zu zwei Unfällen gerufen, bei denen Menschen schwer verletzt wurden.
„Wir haben diese Einsätze alle gut abgearbeitet. Die Wehren sind miteinander gut verzahnt, da weiß jeder, was er zu tun hat“, sagt Kielhorn. Zu verdanken sei dies auch dem Feuerwehrkonzept 2030. Im Rahmen dieses 2020 initiierten Konzepts führten die Seelzer Verantwortlichen unter anderem das Zugprinzip ein. Dabei wurden die Ortsfeuerwehren zu Zügen zusammengefasst, um sich im Ernstfall ergänzen zu können. Zudem übernehmen fast alle Ortswehren Spezialaufgaben wie etwa die Wasserrettung, Unfälle auf der Autobahn oder am Bahnhof.
Zahlreiche Gerätehäuser sind sanierungsbedürftig
Handlungsbedarf gebe es allerdings weiterhin bei den Feuerwehrhäusern. Zahlreiche Gebäude seien in die Jahre gekommen. Zudem fehle es an Platz, weil die Feuerwehrfahrzeuge immer größer würden und der Platzbedarf wegen rechtlicher Vorgaben allgemein wachse.
Am drängendsten seien die Probleme in Döteberg. Für den Neubau des dortigen Gerätehauses ist mittlerweile ein Planungsbüro beauftragt. „Der Neubau ist in der Umsetzung“, sagt Kielhorn. In Kirchwehren und Lohnde wurde jeweils eine Garage neben dem örtlichen Gerätehaus aufgestellt. Dort können nun Fahrzeuge untergestellt werden, was Platzprobleme im eigentlichen Gebäude abmildert.
Gute Ausbildung und gute Stimmung
Stadtbrandmeister Kielhorn sieht Seelzes Feuerwehren gut gerüstet – auch, weil ihre Mitglieder gut ausgebildet seien. „Die Ortsfeuerwehren sind nicht nur gut ausgestattet mit Material, unsere Leute bekommen auch eine gute Ausbildung.“ So sei in Seelze frühzeitig die traditionelle Truppmann- und Truppführerausbildung durch die moderne modulare Truppausbildung (MTA) ersetzt worden. „Wir waren mit die Ersten in der Region, die die Vorgaben des Landes umgesetzt haben. Auf unsere Ausbildung können wir stolz sein“, sagt Kielhorn.
Auf personeller Ebene laufe es ohnehin gut. Der Mitgliederbestand sei im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben. Die Einsatzabteilung umfasse 469 Mitglieder, in den Jugendfeuerwehren wie auch den Kinderfeuerwehren seien insgesamt jeweils 127 Personen aktiv. „In den Nachwuchsabteilungen haben wir zuletzt richtig Gas gegeben.“ Nachwuchssorgen gebe es auf Seelzer Gebiet keine. Alle Ortschaften, mit Ausnahme von Letter, hätten Kinderfeuerwehren.
Der hervorragende Zustand der Seelzer Feuerwehren sei auch dem guten Zusammenspiel mit Politik und Verwaltung zu verdanken, betont Kielhorn. So habe die Stadt etwa im November einen zweiten hauptamtlichen Gerätewart eingestellt, was die ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte enorm entlaste.