Logo Desktop

Der Kampf mit der Schlauchschnecke

Die Feuerwehr bildet derzeit 22 neue Rettungskräfte aus – Bei manchem sorgt das für eine bleiche Gesichtsfarbe

Durch die Truppmannausbildung muss jeder durch, der zur Feuerwehr will. Unsere Mitarbeiterin Sarah Krüger hat am eigenen Leib erfahren wollen, was das genau bedeutet.
Vorsichtig blicke ich über die Brüstung des Kletterturms der Lohnder Feuerwehrwache. Ich spüre, dass sich mein Magen zusammenzieht. „Wie hoch ist das hier?“, will ich wissen. „Acht Meter, höher dürfen wir leider nicht“, gibt der Ausbilder Ingo Roders zurück und hakt die zweite Sicherungsleine an mein Klettergeschirr. Ich blicke auf die Uhr neben dem Gerätehaus: 16.35 Uhr. Dabei hatte es vor etwa fünf Stunden so entspannt angefangen. Gegen 11.30 Uhr parke ich mein rotes Auto neben all den gleichfarbigen Feuerwehrwagen aus den verschiedenen Ortschaften vor der Wache. Meine Ausrüstung liegt schon bereit: Helm, Hose, Schuhe, Handschuhe, Gürtel – alles passt. Nur den Reißverschluss der Jacke rüttele ich mit eingezogenem Bauch stückweise nach oben. „Du musst dich darin gut bewegen können“, sagt Feuerwehrsprecher Jens Köhler und sorgt für Ersatz. Während die anderen 22 Teilnehmer sich in Windeseile in ihre orangefarbene Kluft schmeißen, bin ich nach 15 Minuten auch endlich einsatzbereit. Ausbildungsleiter Frank Wollny teilt uns in Gruppen ein. Neben meinen Kameraden für einen Tag, Miriam, Jonas, Timo, Christian und Meik, schreite ich motiviert zu unserer ersten Aufgabe: Leiter aufstellen – nicht so leicht wie es sich anhört. Das 50 Kilogramm schwere und etwa acht Meter lange Aluminiumungetüm schwankt bedrohlich im Wind, der über den Schulhof der Grundschule pfeift. Nachdem wir diverse technische Hilfsmittel kennengelernt haben, geht es endlich an den Löschschlauch. Vier 20 Meter lange Schläuche müssen wir ausrollen. Ich scheitere kläglich: Nach lediglich eineinhalb Metern bleibt die Schlauchschnecke einfach liegen. „Die richtige Technik ist reine Übungssache“, baut mich Ausbilder Uwe Hanke auf. Kaum sind je zwei Schläuche auf 40 Meter zusammengesteckt, heißt es auch schon „Wasser marsch“. Ich stehe mit Meik zusammen am Strahlrohr, bis zu 700 Liter werden hier gleich pro Minute durchschießen. Ich stehe breitbeinig, damit uns der Schlauch nicht um die Ohren fliegt. Wir halten auf die Büsche neben der Sportanlage, und der Gegendruck ist enorm. Bereits wenige Schritte vor und zurück sind ein Kraftakt. Schon nach wenigen Minuten fühlen sich meine untrainierten Oberarme wie Pudding an. Rund 3000 Liter Wasser haben wir für diese Übung verbraucht. Nebenan wartet bereits Jens Broischer: Jetzt wird gezündelt. Bewaffnet mit einer Fackel darf ich in die Rolle des Brandstifters schlüpfen und eine mit Benzin gefüllt Blechwanne anstecken. Schnell lodern die 1000 Grad Celsius heißen Flammen, die Hitze treibt manch einem Tränen in die Augen. Timo zieht die Sicherung aus dem Feuerlöscher. „Ihr müsst immer auf die Windrichtung achten und das Feuer in eine Ecke treiben“, sagt Broischer. In wenigen Sekunden hat Timo das erledigt. „Sarah, bitte lächele auch ein wenig“, reißt mich unser Fotograf aus meinen Gedanken an die bisherigen Übungen. Ich sitze immer noch auf der Brüstung des Kletterturms. Die anderen fünf meiner Gruppe haben das Abseilen schon mit mehr oder minder bleicher Gesichtsfarbe hinter sich gebracht. Ein letzter flehender Blick auf meinen Sicherungsmann, dann hebe ich etwas schwerfällig mein rechtes Bein ins Freie – ich schwebe. „Und jetzt schön langsam, damit ich fotografieren kann, sonst musst du noch einmal“, sagt unser Fotograf. „Nee, danke“, sage ich ganz leise, setzte mein bestmögliches Grinsen auf und bin froh, als ich wieder sicheren Boden unter den Füßen spüre.

Weitere Informationen

  • Quelle: Leine-Zeitung 27.02.2012
  • Von: Sarah Krüger
Gelesen 982 mal
Mehr in dieser Kategorie: « Truppmannausbildung

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.