Logo Desktop

Keine Reifen für die Feuerwehr

Gerätewart Christian Hinrichsen versucht seit Monaten, neue Reifen für das Löschfahrzeug zu bekommen – bislang vergeblich. Die alten Pneus wurden Anfang 2001 gefertigt (kleines Bild). Gerätewart Christian Hinrichsen versucht seit Monaten, neue Reifen für das Löschfahrzeug zu bekommen – bislang vergeblich. Die alten Pneus wurden Anfang 2001 gefertigt (kleines Bild). Frank Walter (Leine-Zeitung)
Seelzer Brandbekämpfer warten seit Monaten auf neue Pneus für ein Einsatzfahrzeug

Die Seelzer Ortsfeuerwehr braucht dringend neue Reifen für eines ihrer Löschfahrzeuge. Doch die Pneus sind seit Monaten nicht lieferbar, der Markt scheint abgegrast. Schlimmstenfalls drohen sogar Einschränkungen bei der Einsatzfähigkeit.
Eine gesetzliche Regelung für die Feuerwehren gibt es in Niedersachsen anders als beispielsweise in Baden-Württemberg nicht, doch die Empfehlungen der Fachleute sind eindeutig: Spätestens nach zehn Jahren sollten alte Reifen ersetzt werden. Zwar werden die Fahrzeuge nur über kurze Strecken bewegt und kommen so nur auf geringe Laufleistungen. Doch auch wenn die Reifen äußerlich noch in Ordnung erscheinen, kann das Innenleben während der langen Standzeiten an Festigkeit verlieren – gerade auch, weil bei Feuerwehrautos alle Gewichtsreserven für die Ausrüstung voll ausgenutzt werden. Die Reifen am beladen 16 Tonnen schweren Seelzer Löschfahrzeug stammen aus der vierten Kalenderwoche 2001, haben ihre Lebensdauer somit schon deutlich überschritten – doch neue Exemplare sind nicht in Sicht. „Seit Januar sind wir dran am Thema“, sagt Ortsbrandmeister Alfred Blume. Direkt nach der Genehmigung des städtischen Haushalts im April wurden die Pneus bestellt – doch seitdem tut sich nichts. „Wir nerven den Händler regelmäßig mit unseren Nachfragen, doch am Markt ist nichts lieferbar“, sagt Gerätewart Christian Hinrichsen. Dabei hat die Feuerwehr ihre Wünsche schon reduziert, würde sich statt mit einem grobstolligen Profil auch mit feineren Stollen zufriedengeben – bislang vergeblich. Christiane Pfeiffer, Sprecherin der Continental-Sparte für Nutzfahrzeugreifen, bestätigt Lieferprobleme bei einigen Reifengrößen. Schuld sei die rasante Erholung der Weltwirtschaft nach der Finanzkrise. Speditionen orderten verstärkt Reifen, und auch durch die gestiegene Nachfrage der Hersteller komme es zu Engpässen. „Noch können wir Einsatzfahrten mit den alten Reifen verantworten, doch spätestens zum Herbst muss das Thema erledigt sein“, sagt Blume. Dann müsse man wohl mit der Unfallkasse sprechen, um nicht den Verlust des Versicherungsschutzes zu riskieren. Eine Notlösung könnten Standard-M+S-Lastwagenreifen sein. „Wir brauchen aber eine gewisse Geländegängigkeit“, gibt der Ortsbrandmeister zu bedenken. Und mit Standardreifen könnte es schwierig sein, das Fahrzeug beispielsweise auf unbefestigten Feldwegen sicher zu bewegen.

Trend im Fahrzeugbau

Neue Technik verringert die mögliche Zuladung
Nicht Engpässe bei der Versorgung mit Reifen, sondern ein Trend im Fahrzeugbau bereitet dem Seelzer Stadtbrandmeister Jürgen Rosummek Sorgen. Neuerungen bei der Umwelttechnik wie beispielsweise Rußpartikelfilter sorgten dafür, dass die Lastwagenfahrgestelle immer schwerer würden. Diese Technik sei zwar für gewerblich auf Langstrecken genutzte Fahrzeuge sinnvoll. „Bei der Nutzung auf Kurzstrecken wie bei Feuerwehrfahrzeugen kommt die Umwelttechnik aber kaum zur Geltung“, sagt Rosummek. Die immer schwereren Fahrgestelle gingen zulasten der Zuladung, sodass für den feuerwehrspezifischen Aufbau und die Ausrüstung immer weniger Spielraum bleibe. Als wichtige Grenze für die Ortsfeuerwehren gilt dabei wegen der Führerscheinklassen ein zulässiges Gesamtgewicht von 7,49 Tonnen.

Weitere Informationen

  • Quelle: Leine-Zeitung, 21.07.2011
  • Von: Frank Walter
Gelesen 2241 mal Letzte Änderung am Dienstag, 24. Juli 2012 17:40

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.