"Migranten werben"
Der demografische Wandel macht den Feuerwehren in Stadt und Region schwer zu schaffen. Die Mitgliederzahlen schrumpfen, Ortswehren mit weniger als 20 aktiven ehrenamtlichen Feuerwehrleuten sind keine Ausnahme mehr. „Die Nachwuchsgewinnung ist die Kernaufgabe der nächsten Jahre und Jahrzehnte“, sagte Claus Lange, Chef der Feuerwehr Hannover, am Sonntag beim Empfang des Feuerwehrverbandes der Region Hannover, dessen stellvertretender Vorsitzender er ist. In Hannover und dem Umland ist die Zahl der Feuerwehrleute seit 1999 um etwa 380 auf 8800 gesunken. Für die kommenden Jahre rechnen Experten mit sehr viel drastischeren Einbrüchen. Altersbedingt müssen mittelfristig Hunderte Mitglieder aus dem Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr ausscheiden. Das Gesetz schreibt vor, dass mit 62 Jahren Schluss ist. Die Feuerwehr müsse sich weiter öffnen – für Frauen, die noch unterdurchschnittlich in den Reihen der Feuerwehr vertreten seien, und verstärkt für Menschen mit ausländischen Wurzeln. „Die Feuerwehr muss ein Querschnitt der Gesellschaft sein. Es wäre grundsätzlich falsch – auch im Sinne der Integration –, Menschen mit Migrationshintergrund nicht für eine so wichtige Aufgabe zu gewinnen“, sagte Lange. Der hannoversche Feuerwehrchef sprach sich deutlich gegen eine Zusatzrente für freiwillige Feuerwehrleute als Anreiz für die ehrenamtliche Mitarbeit aus. Der Vorschlag wird derzeit bundesweit diskutiert. Diese zusätzliche finanzielle Belastung sei den Kommunen nicht zuzumuten. „Und ich glaube nicht, dass ich einen Jugendlichen mit der Aussicht auf eine kleine Zusatzrente in die Freiwillige Feuerwehr locken kann. Die müssen sehen, dass wir eine taffe Truppe sind, dass die Gemeinschaft stimmt.“ Dafür müsse die Feuerwehr vor allem an ihrem Image arbeiten. „Bei der Öffentlichkeitsarbeit gilt es, neue Medien wie Twitter zu berücksichtigen. Wir müssen täglich präsent sein“, forderte Lange. Kritik übte der Feuerwehrchef auch am Brandschutzgesetz des Landes Niedersachsen. „Diese Rechtsvorschriften sind mehr als 30 Jahre alt und müssen dringend überarbeitet werden.“ So sei in Niedersachsen die sogenannte doppelte Einsatzbereitschaft weiterhin nicht möglich, da vom Gesetz nicht vorgesehen. Die Idee ist, dass freiwillige Feuerwehrleute in Zukunft nicht nur an ihrem Wohnort, sondern auch am Ort ihres Arbeitsplatzes zu Einsätzen ausrücken dürfen.