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Kritik an Bahn AG nach Unfall

Feuerwehr und Bundespolizei monieren, dass das Unternehmen sie nicht informiert hat

Das Verhalten der Deutschen Bahn AG nach dem Unfall, bei dem am Freitag zwei Kesselwaggons aus den Gleisen gesprungen waren, sorgt für Verstimmung bei Feuerwehr und Bundespolizei. Das Verkehrsunternehmen hatte es unterlassen, die Einsatzkräfte zu informieren. Ortsbrandmeister Alfred Blume, mit seinen Kameraden häufig auf dem Rangierbahnhof im Einsatz, hatte erst durch eine Nachfrage der Leine-Zeitung vom Unfall erfahren. „Das kann so nicht sein“, sagt er und beklagt, dass Absprachen nicht eingehalten worden seien. Er sprach von einer Gefährdung, „eventuell gehörte da sogar eine Brandwache hin“. Mit den Waggons war zuletzt hochentzündliches Butadien transportiert worden. Blume fühlte sich an einen schweren Unfall mit Propangas vor zehn Jahren erinnert, bei dem die Bahn die Feuerwehr erst mit einstündiger Verspätung informiert hatte. „Ich dachte, diese Zeiten wären vorbei“, mahnte er eine bessere Informationspolitik an. Ins gleiche Horn stößt auch Detlef Lenger von der Bundespolizei: „Die Bahn ist verpflichtet, uns bei jeder Unregelmäßigkeit zu informieren.“ Stattdessen habe man erst Stunden nach Räumung der Unfallstelle von der Feuerwehr vom Vorfall erfahren. Leider passiere es immer mal wieder, dass die Bahn nicht über Unfälle informiere. Als mögliche Gründe nannte Lenger menschliches Versagen, aber auch wirtschaftliche Gründe. Die Bundespolizei will die Bahn jetzt eindringlich bitten, künftig besser zu informieren. Zugleich prüft die Behörde, ob es noch Ansatzpunkte für Ermittlungen gibt. Die Bahn dagegen beruft sich darauf, dass es keine Gefährdung gegeben habe und man deshalb nicht verpflichtet gewesen sei, Feuerwehr und Bundespolizei zu informieren. „Ob eine Gefahr vorliegt, ist allein Entscheidung der Bundespolizei“, sagt hingegen deren Sprecher Lenger. Ursache für den Unfall, bei dem 30 Meter Betonschwellen und ein Signal beschädigt wurden, war nach derzeitigem Stand ein vergessener Hemmschuh. Kommentar: Im Rangierbahnhof springen Waggons aus den Schienen, doch die Bahn hält es nicht für nötig, Polizei und Feuerwehr zu informieren. Stattdessen erfährt die Ortsfeuerwehr durch eine Nachfrage der Presse vom Unfall und die Bundespolizei wiederum durch die Feuerwehr – als es an der Unfallstelle schon nichts mehr zu ermitteln gibt. Offenbar besteht eine rechtliche Grauzone. Jedenfalls sorgt der Vorfall nicht dafür, das angeschlagene Image der Bahn zu verbessern, und schafft auch bei Anliegern des Rangierbahnhofs kein Vertrauen.

Weitere Informationen

  • Quelle: Leine-Zeitung, 27.07.2010
  • Von: Frank Walter
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