Kesselwagen umpumpen

Einsatzbericht

Feuerwehren pumpen Salpetersäure um

Der am vergangenen Mittwoch beim Lokzusammenstoß havarierte Kesselwagen mit 18000 Liter 98,5 %iger Salpetersäure konnte nun mit Hilfe der Werkfeuerwehr des Chemieparks Marl in einen Tanklastzug umgepumpt werden. Die Werkfeuerwehr Marl gehört zu TUIS (Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystems der chemischen Industrie). Der Ortsbrandmeister Dennis Blume ließ nach den ersten Absprachen mit dem Einsatzleiter der Werkfeuerwehr des Chemieparks Marl durch einen stillen Vollalarm die Ortsfeuerwehren Seelze und Letter alarmieren, zudem kam die gesonderte Alarmierung für CSA-Träger der Stadtfeuerwehr Seelze.
Die große Versorgungskomponente der Stadtfeuerwehr stellte zur Verpflegung Heiß- und Kaltgetränke neben Gulasch- und Tomatensuppe bereit.
Die Arbeit der Werkfeuerwehr Marl gestaltete sich insofern als schwierig, weil es sich um die höchstkonzentrierteste Salpetersäure handelte. Nicht das diese Säure sehr ätzende Wirkung hat, sie ist auch stark brandfördernd.
Die Ortsfeuerwehren Seelze und Letter unterstützten die Umfüllmaßnahmen durch Sicherung des Brandschutzes mit Wasserwerfern und Hydroschildern, um im Falle eines Gasaustrittes die sichtbaren braunen Dämpfe mit einem Wasserschleier niederzuschlagen.
Um für die ausreichende Wassermenge zu sorgen, wurde der Löschzugschiene mit 20000 Liter Wasser bereitgestellt und für die nötige Befüllung ca. 200 m B-Schlauchleitung verlegt.
Für die Sicherheit der Feuerwehrleute wurde zudem in einem zweiten Einsatzabschnitt durch den Aufbau des Dekontaminationsplatzes gesorgt.
In diesem Einsatz wurde auch „Technische Hilfe“ geleistet. Durch die Schräglage des Tankbehälters verblieben nach dem ersten Abpumpen noch ca. 3 Tonnen der Salpetersäure im Tankbehälter. Durch den Einsatz von Hebekissen und Hölzern konnte der Tankbehälter in eine waagerechte Position gebracht und entleert werden.
Der Einsatz für die ca. 50 Einsatzkräfte der Ortsfeuerwehren Seelze, Letter, Almhorst, Harenberg und Velber war nach ca. 10 Stunden beendet.
14.09.2022, Ursula Krüger (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)

Gefährliche Salpetersäure wird in anderen Tank umgepumpt

Unfall auf Rangierbahnhof beschäftigt Feuerwehr erneut / Schräg stehender Container muss mit Hebekissen in waagerechte Position gebracht werden

Von Thomas Tschörner. Die Ortsfeuerwehren Seelze und Letter sind gestern Mittag erneut auf den Rangierbahnhof gerufen worden. Dort sollten die ehrenamtlichen Einsatzkräfte eingreifen können, falls es beim Umpumpen eines Tankcontainers mit Salpetersäure in einen Tanklastwagen zu Problemen kommen sollte. Der Container war am vergangenen Mittwoch beim Zusammenstoß dreier Lokomotiven umgekippt, aber dicht geblieben.
Am vergangenen Mittwoch waren gegen 14.45 Uhr auf dem Rangierbahnhof Seelze drei Lokomotiven – eine E-Lok und zwei Dieselloks – zusammengestoßen. Dabei kippten die Fahrzeuge um. Ein 27-jähriger Lokführer wurde bei dem Unfall eingeklemmt und brach sich den Arm, konnte sich aber dennoch selbst befreien. Die anderen Lokomotiven waren zum Zeitpunkt des Unfalls nur abgestellt und unbesetzt. Bei dem Unfall war auch ein Tankcontainer mit Salpetersäure umgestürzt, aber dicht geblieben. Zunächst war von 65-prozentiger Salpetersäure die Rede. „Tatsächlich sind in dem Tankbehälter aber 18 Tonnen mit 98,5-prozentiger Salpetersäure, der höchstmöglichen Konzentration“, sagte Seelzes Stadtfeuerwehrsprecher Jens Köhler am Dienstag.
Die Werkfeuerwehr des Chemieparks Marl kümmerte sich mit zehn Leuten auf dem Rangierbahnhof um das Umpumpen der gefährlichen Säure in einen Tanklastzug. Die Werkfeuerwehr gehöre zum Transport-Unfall-Informations- und Hilfeleistungssystem (TUIS) der chemischen Industrie, sagte Köhler. In drei Stufen – Auskunft, Entsenden eines Fachberaters sowie Einsatz von Fahrzeugen und Personal – könne mit spezieller Ausstattung, die bei normalen Feuerwehren nicht vorhanden sei, bei besonderen Gefahrenlagen schnell reagiert werden. „Weil der Container schräg steht, müssen wir ihn zuletzt mit Hebekissen in eine waagerechte Position bringen, damit auch sämtliche Säure entleert werden kann.“
48 Feuerwehrleute im Einsatz
Die 48 Einsatzkräfte der Ortsfeuerwehren Seelze und Letter bereitete einen umfangreichen Wasserschutz vor. Damit sollte etwaige austretetende Säure, die einen Gasnebel bildet, sofort mit viel Wasser niedergeschlagen werden. Dafür wurden zwei Wasserwerfer in Position gebracht und ein sogenannter Hydroschild, eine Art große Wasserwand, vorbereitet. Außerdem bereitete der Gefahrgutzug eine Dekontaminationsstrecke vor, damit mit der Säure in Kontakt gekommene Feuerwehrleute von dem Schadstoff befreit werden können.
Wasserversorgung ist schwierig
Eine Schwierigkeit sei die Wasserversorgung, sagte Köhler. Der Löschmittelwagen der Bahn fasse 20.000 Liter, die über ein Tanklöschfahrzeug und einer rund 200 Meter langen Schlauchleitung zur Einsatzstelle transportiert werden könnten. Das Tanklöschfahrzeug dient dabei als eine Art Verstärker und baut mit seiner Pumpe den nötigen Druck auf.
14.09.2022, HAZ Seelze

Einsatzbilder