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Wenn der Weg zum Einsatz zur Gefahr wird

Ein gebrochener Ellenbogen und eine längere Auszeit: Tim Steinmeyer-Gerth verunglückte auf dem Weg zu einem Einsatz. Ein gebrochener Ellenbogen und eine längere Auszeit: Tim Steinmeyer-Gerth verunglückte auf dem Weg zu einem Einsatz. Heike Baake (HAZ Seelze)
Tim Steinmeyer-Gerth von der Feuerwehr Seelze ist auf dem Weg zur Wache, als er von einem Auto übersehen wird – der 22-Jährige wird schwer verletzt

Wenn über den Pieper der Alarmton schrillt, dann heißt es für einen aktiven Feuerwehrmann: Jetzt zählt jede Sekunde. So ist es auch bei Tim Steinmeyer-Gerth. Seit vier Jahren ist der 22-Jährige bei der Feuerwehr aktiv und sieben Tage in der Woche auf Abruf bereit, um möglichst schnell an der Seelzer Feuerwache und am Einsatzort zu sein. Seinen letzten Einsatz wird er wohl nicht vergessen: Steinmeyer-Gerth war mit dem Fahrrad auf dem kürzesten Weg zur Wache, als ihn ein Autofahrer übersah. Der 22-Jährige stürzte, zog sich einen schweren Bruch zu – und hofft nun, bald wieder einsatzbereit zu sein.
An diesem Nachmittag Ende Februar waren auf der A 2 drei Lastwagen ineinandergefahren. Der 62-jährige Fahrer eines 18-Tonners kam ums Leben. Die Mitglieder der Feuerwehr Seelze gehören, neben den Einsatzkräften aus Dedensen, Lohnde und Gümmer, zu den Freiwilligen, die bei schlimmen Unfällen auf der Autobahn zwischen Wunstorf und Garbsen ausrücken.
Schon der Weg zum Einsatz kann gefährlich sein. Die Freiwilligen werde abrupt aus ihrem Alltag gerissen – es muss schnell gehen. An diesem Tag erreichte Steinmeyer-Gerth der Alarm als er mit seiner Freundin zum Einkaufen fahren wollte. „Es war nachmittags, ich war gerade dabei, mich im Bad fertigzumachen“, erinnert er sich. Der Einkauf wurde kurzerhand verschoben, stattdessen machte sich der junge Feuerwehrmann mit seinem Fahrrad auf den Weg zur Wache.

Der Ellenbogen ist gebrochen

Dort kam er allerdings nicht an: An der Kreuzung Wunstorfer Straße/Garbsener Straße übersah ihn ein Autofahrer, der durch die tief stehende Nachmittagssonne geblendet wurde. „Ich konnte zwar schnell reagieren und rechtzeitig bremsen, aber den Sturz nicht mehr verhindern“, erzählt der Feuerwehrmann nach dem Unfall.
Bei dem Sturz zog sich Steinmeyer-Gerth einen schweren und komplizierten Bruch am Ellbogen zu. Mittlerweile ist er operiert und der Arm mit einer Schiene fixiert. „Man musste mir zwei Platten einsetzen und ich darf den Arm sechs Wochen lang nicht belasten“, sagt er. Das Krankenhaus durfte er nach vier Tagen verlassen. In den nächsten Wochen muss der 22-Jährige zwei- bis dreimal pro Woche zur Krankengymnastik. „Zu den Treffen der Feuerwehr kann ich erst mal nicht gehen“, sagt er. Bis dahin muss er eine Zwangspause von der Freiwilligenarbeit nehmen.
Bis er wieder fit für Einsätze ist, werden noch einige Wochen vergehen. Er sei gerne bei der Feuerwehr, sagt Steinmeyer-Gerth. Mittlerweile habe er viele Einsätze erlebt – auch einen Verkehrsunfall mit einem tödlich verunglückten Radfahrer. „Das gehört leider dazu. Das ist das Risiko, das man trägt“, sagt er.
Zu diesem Risiko gehört auch, rund um die Uhr in Rufbereitschaft zu sein. Dass die Einsätze für die Feuerwehrleute sowohl körperlich als auch psychisch anstrengend – und auch gefährlich – sein können, weiß auch Dedensens Ortsbrandmeister Rene Corterier. Vor allem die Einsätze bei schweren Unfällen auf der A 2. „Die Geräte sind schwer, mit denen Fahrzeuge aufgeschnitten werden können“, sagt er. Die Feuerwehrleute müssten Schwerverletzte ebenso retten wie Tote bergen. „Wir bereiten die Einsatzkräfte darauf vor, aber letztlich empfindet es jeder anders“, so der Ortsbrandmeister. Ehrenamtliche Helfer könnten auch Notfallseelsorge in Anspruch nehmen, entweder über ihren Vorgesetzten oder auf eigene Initiative.

Weitere Informationen

  • Quelle: HAZ Seelze, 12.03.2019
  • Von: Heike Baake
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