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Nicht jeder Notruf ist ein Ernstfall

Schon wieder umsonst gerannt

Wer in Niedersachsen die Telefonnummer 112 wählt, der kann sich sicher sein: Die Feuerwehr kommt – und hilft. Umgekehrt wissen die Retter bei einem Alarm nie, ob ihre Anwesenheit tatsächlich nötig ist. Die Zahl der Fehlalarme im Land ist im Vorjahr um fast 20 Prozent auf 11 700 gestiegen. Grund dafür sind meist schlecht gewartete Rauchmelder in privaten Wohnungen und Flüchtlingsunterkünften. Sie retten Leben, bereiten aber auch technische Probleme. Das macht vor allem den vielen Tausenden ehrenamtlichen Helfern zu schaffen, die für den Einsatz von einem Moment auf den anderen ihren Arbeitsplatz verlassen oder sich von der geplanten Freizeitgestaltung verabschieden müssen.

20 Prozent mehr Fehlalarme: Schlecht gewartete Rauchmelder halten die Feuerwehren auf Trab

Niedersachsens Feuerwehren rücken immer häufiger wegen Fehlalarmen aus. Insgesamt 11 698-mal entpuppte sich ein Alarm im vergangenen Jahr als Falschmeldung – das entspricht fast 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Das geht aus dem Jahresbericht der Feuerwehr hervor, den Innenminister Boris Pistorius (SPD) gestern vorgestellt hat. In den meisten Fällen hatte ein Rauchmelder grundlos Alarm geschlagen. „Viele Fälle wären vermeidbar gewesen, wenn die Anlagen besser gewartet worden wären“, sagt Jörg Schallhorn, Referatsleiter für Brand- und Katastrophenschutz im Innenministerium. Rauchmelder sind seit 2016 in Privatwohnungen Pflicht – „und das befürworten wir“, betont Schallhorn. Zudem wurden die Geräte in allen neu errichteten Flüchtlingsunterkünften eingebaut. „Je mehr Technik man verbaut, desto mehr Fehler gibt es eben auch“, sagt Schallhorn. Trotzdem sei es ärgerlich, wenn die größtenteils ehrenamtlichen Einsatzkräfte ihren Arbeitsplatz oder ihre Familie vorübergehend verlassen müssten – und sich dann herausstelle, dass es keinen Anlass gebe. Das solle aber niemanden von einem Anruf bei der Feuerwehr abhalten, stellt Schallhorn klar: „Wenn der Rauchmelder beim Nachbarn piept, dann sollte jeder sofort die Feuerwehr alarmieren.“ Um Fehlalarmen vorzubeugen, seien zwei Dinge zu bedenken: Feuermelder müssten regelmäßig überprüft werden, und wenn die entsprechende Anzeige leuchte, müsse umgehend die Batterie getauscht werden. Aber nicht nur Fehlalarme hielten die Feuerwehren 2015 in Atem. Die Zahl der Einsätze stieg auch, weil die Retter Unterstützung bei der Unterbringung von Flüchtlingen leisteten und zahlreiche Unwettereinsätze zu bewältigen hatten. Nach der Präsentation der Zahlen überzeugte sich Pistorius persönlich von der Einsatzbereitschaft der Feuerwehren und ließ sich auf dem Gelände der Niedersächsischen Akademie für Brandund Katastrophenschutz von Teilnehmern eines Lehrgangs aus einem brennenden Haus retten. Zudem hatte er ein paar gute Nachrichten dabei:
■ Mehr Geld für Ausbildung: In den nächsten Jahren will das Land Niedersachsen 80 Millionen Euro ausgeben. „Wir investieren in die Aus- und Fortbildung“, kündigte Pistorius an. So sollen die beiden Akademien in Loy und in Celle deutlich besser ausgestattet werden. Das gilt vor allem für das Personal, das um etwa 30 Prozent aufgestockt wird. Bei der Feuerwehr herrscht seit Jahren ein Ausbildungsstau, was vor allem dazu führt, dass es zu wenig Führungskräfte gibt. Um so größer war der Protest, als im September 2015 die Akademien kurzzeitig geschlossen wurden, um Flüchtlinge unterzubringen.
■ Mitgliederzahlen: Exakt 124 612 ehrenamtliche Feuerwehrleute sind 2015 in Niedersachsen im Einsatz gewesen. Die Zahl ist 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 423 gesunken. Um der Überalterung der Gesellschaft entgegenzuwirken, setzen die Feuerwehren deshalb mehr denn je auf die Kinder- und Jugendarbeit – mit Erfolg. 41 085 Mitglieder in den Nachwuchsabteilungen sind ein neuer Rekord für Niedersachsen. Großes Potenzial sieht Schallhorn dagegen noch bei den Frauen, die nur etwa 11 Prozent der Mitglieder ausmachen.

Weitere Informationen

  • Quelle: HAZ, 30.08.2016
  • Von: Gerko Naumann
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