Die Freiwilligen Feuerwehren in Niedersachsen müssen was tun - immer weniger Jugendliche engagierten sich in der Brandbekämpfung. Deshalb haben sich die Feuerwehren zusammen mit dem Land eine Imagekampagne ausgedacht.
Von jungen Männern wie Marius Kornau bräuchten sie mehr bei den Freiwilligen Feuerwehren in Niedersachsen. Dann hätten sie in den Wachen im ganzen Land nicht so große Nachwuchssorgen. Es sind Jungs wie der Abiturient aus Helmstedt, die fehlen, weil sie mit 15 aufgehört haben, nachdem sie für ihr Engagement bei der Brandbekämpfung blöde Sprüche kassiert haben. „Mit zehn“, sagt Kornau, 19 Jahre alt, „bist du cool, wenn du bei der Feuerwehr bist. In der Pubertät wird es hart, da musst du dazu stehen. Erst später kommt der Respekt zurück.“ Bis dahin halten viele aber nicht durch. Allein im vergangenen Jahr hat die Freiwillige Feuerwehr 2000 Mitglieder verloren - etwa die Hälfte waren junge Leute. „Der Brandschutz in Niedersachsen ist von der demografischen Entwicklung in besonderem Maße betroffen“, beklagt Innenminister Uwe Schünemann.
Mit einer breit angelegten Imagekampagne will der CDU-Politiker den Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr jetzt attraktiver machen. Die jungen Leute sollen mit markanten Sätzen angesprochen werden: „Stell dir vor, du drückst und alle drücken sich“, heißt es etwa auf einem Motiv, auf dem ein Feuermelder zu sehen ist. 350.000 Euro gibt das Land für Plakate auf Bussen, Feuerwehrwagen, eine Internetseite und einen Spot aus, der vom 29. November an landesweit in 350 Kinos gezeigt werden soll. Etwa eine Million Zuschauer soll der Appell „Keine Ausreden! Mitmachen!“ erreichen. Auch ein Radiospot sei geplant. Die Ansprache sei zugegeben „sehr direkt“, sagt Schünemann. Aber er hält die Aktion für „sehr gelungen“. Sie sei in Bayern schon erfolgreich erprobt worden. Die Hälfte der Kosten übernehmen Sponsoren aus den öffentlichen Versicherungen.
Die Feuerwehr braucht auch deshalb dringend Nachwuchs in den 3355 Feuerwachen des Landes, weil parallel zum Mitgliederschwund die Zahl der Einsätze um 14 Prozent zugenommen hat. Insgesamt 20 Punkte umfasst daher das Paket an Maßnahmen, zu dem auch die Imagekampagne gehört. Daneben sollen neue Ehrenabzeichen und die Ausgabe eines einheitlichen Dienstausweises die Wertschätzung für das freiwillige Engagement erhöhen. Allein das ist dem Land noch einmal 50.000 Euro zusätzlich wert. Außerdem besteht seit dem 1. August die Möglichkeit, den Bundesfreiwilligendienst an der Niedersächsischen Akademie für Brand- und Katastrophenschutz zu absolvieren. Maximal zehn sogenannte „Bufdis“ können in Celle anfangen. Schließlich will das Land verstärkt Migranten für den Dienst gewinnen. In Celle etwa hat die Stadt ein Projekt mit der dortigen türkisch-islamischen Gemeinde aufgelegt. Insgesamt kosten die Bemühungen nach Schünemanns Angaben 800.000 Euro.
HAZ online, 20.11.2012