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Frauen an den Brandherd

In Niedersachsens Feuerwehren steigt der Frauenanteil wie noch nie

Die schlechte Nachricht ist: In Niedersachsen melden sich immer weniger Männer bei der Freiwilligen Feuerwehr. Die gute Nachricht ist: Zum Ausgleich gibt es immer mehr Feuerwehrfrauen. Auf den roten Einsatzwagen sind in Niedersachsen so viele Frauen unterwegs wie noch nie – und deutlich mehr als in allen anderen westdeutschen Bundesländern. „Seit 1994 hat sich bei uns die Zahl der Frauen verdoppelt“, sagt Hans Graulich, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes. „Bei den Jugendwehren ist beinahe schon jedes dritte Mitglied weiblich.“ Frauen in Feuerwehruniformen – das war jahrzehntelang kaum vorstellbar. Graulich kann sich gut an seine Zeit als junger Ortsbrandmeister in einer kleinen Gemeinde im Kreis Cuxhaven erinnern. Er war zu Beginn der achtziger Jahre einer der ersten, der Frauen für die Feuerwehr gewinnen wollte – und stieß auf eine Mauer aus Skepsis: „Die älteren Kameraden fanden das gar nicht gut“, erinnert sich Graulich. „Die wollten lieber unter sich bleiben.“ Graulich aber setzte sich durch, und seine Feuerwehrfrauen waren die Ersten im Landkreis, die einen Grundlehrgang für Brandbekämpfer besuchen durften. „Alle haben bestanden“, sagt der Präsident – nicht stolz, sondern eher beiläufig. Gut dreißig Jahre später ist es nicht nur völlig normal, dass sich Frauen für das Ehrenamt interessieren. Die 3500 Ortsgruppen in Niedersachsen kommen ohne die Kameradinnen schon gar nicht mehr aus. Denn die Freiwillige Feuerwehr verliert dramatisch an Mitgliedern, und für den Rückgang sind allein die Männer verantwortlich. Mehr als 13000 haben den Dienst in den vergangenen zehn Jahren quittiert. Es liegt allein an den rund 11700 Frauen, die das Ehrenamt inzwischen ausüben, dass die Freiwillige Feuerwehr in Niedersachsen im Bundesvergleich noch gut dasteht. Auch Frauen schneiden in Niedersachsen Unfallopfer mit schwerem Gerät aus Autowracks, löschen Brände und schaffen abgeknickte Bäume von den Straßen. Dass sie das weniger gut können sollen als Männer, hält Graulich für „Quatsch“. Sie bringen dazu einen neuen Umgang in die Truppe – das mache sich positiv bemerkbar. Auf dem Land sind Hausfrauen sehr willkommen: Sie steigern die sogenannte „Tagesalarmbereitschaft“. Immer weniger Firmen nehmen es nämlich hin, dass ihre Angestellten bei einem Brand am Arbeitsplatz fehlen. Hausfrauen sind dagegen schnell einsatzbereit – und folgen dem neuen Werbeslogan der Feuerwehr: „Frauen an den Brandherd.“

Weitere Informationen

  • Quelle: HAZ, 31.12.2009
  • Von: Karl Doelke
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