Zusammenstoß 2 Flugzeuge, Feuer und Rauch sichtbar (ICAO-Übung)

fh3 - Flugunfall Stufe 3
Sonstige Anforderung
Details

Einsatzort: Langenhagen, Flughafen Hannover
Datum: 28.09.2024
Alarmierungszeit: 09:34 Uhr
Alarmierungsart: TEL Vollalarm
eingesetzte Kräfte

Ortsfeuerwehr Seelze
TEL Region Hannover
    Flughafenfeuerwehr Hannover Airport
      Hilfsorganisationen

        Einsatzbericht

        Alle zwei Jahre findet auf dem Flughafen Hannover eine ICAO-Übung statt. An der Notfallfallübung, gemäß den Anforderungen der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO, waren neben der Flughafenfeuerwehr, dem Rettungsdienst, kommunale Feuerwehren, verschiedene Behörden auch die TEL Region Hannover beteiligt. Die Übung auf dem HAJ soll das Zusammenspiel zwischen den Einsatzkräften der unterschiedlichsten Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben trainieren.
        28.09.2024, Team Presse & Öffentlichkeitsarbeit | hk

        Die Katastrophe ist nur eine Übung

        Von Sandra Köhler. Flughafen Hannover Langenhagen, Südpiste, Sonnabendmorgen. Der Flugbetrieb läuft. Gleich stehen zwei Abflüge an. Eine Boeing 737 der Airline „Burning Wings“ will mit fünf Crewmitgliedern und 30 Fluggästen zu einem Charterflug nach Palma de Mallorca starten. Ebenfalls kurz vor dem Abflug: eine Passagiermaschine vom Typ ATR 42 der Gesellschaft „Feederline“. Das Ziel der vierköpfigen Crew und ihrer 21 Fluggäste ist Amsterdam. In der Nähe, abseits des Sicherheitsbereiches im Grünstreifen, warten zwei Fahrzeuge der Flughafengesellschaft auf den Start der Maschinen. Die vier Mitarbeiter sollen Arbeiten an einem Elektroschacht auf dem Südfeld vornehmen. Die Boeing ist vom Vorfeld des Terminals C zum Rollhalt 09/R gerollt und hat bereits die Genehmigung, sich auf der Südbahn in Startposition zu bringen.

        So gestaltet sich das Ausgangsszenario der Katastrophenübung am Hannover Airport, bei der die Flughafenfeuerwehr zusammen mit anderen Ortsfeuerwehren, Rettungsdiensten und dem Flughafenpersonal den Ernstfall einer Flugzeugkollision durchexerziert.

        Flugzeuge stoßen zusammen

        Die ATR 42 ist spät dran und deshalb mit hoher Geschwindigkeit unterwegs in den Rollweg Charly. Es gibt technische Schwierigkeiten. Pilot und Copilot sind abgelenkt und vergessen das Einbiegen in den Rollweg Alpha. Sie nehmen direkt Kurs auf die Südpiste – und übersehen dabei auch noch die Sicherungslichter, die anzeigen, dass die Startbahn bereits aktiviert ist. Die ATR 42 erreicht die Südpiste genau in dem Moment, als die Boeing 737 den Rollweg Charly passiert. Die Katastrophe ist nicht mehr aufzuhalten, die Flugzeuge stoßen zusammen. Die ATR 42 wird herumgeschleudert und bleibt schwer beschädigt auf dem Rollweg Charly liegen. Die Boeing rutscht über die Piste. Genau in die Grünfläche, auf dem die Fahrzeuge der Techniker warten.

        Flughafenfeuerwehr startet

        Die Maschine erfasst die Autos. In den beschädigten Fahrzeugen sind die Insassen eingeklemmt. Die Boeing kommt ebenfalls schwer beschädigt auf dem Rollfeld Alpha zum Stehen. Kerosin läuft aus und beginnt zu brennen. Um 9.24 Uhr löst der Tower Alarm mit dem Stichwort „Aircraft Accident“, also „Flugzeugunglück“, aus.

        Glücklicherweise ist es nur um eine Übung. Doch gehandelt werden muss wie im Ernstfall – alles muss jetzt ganz schnell und vor allem nach Plan gehen. Als Erstes wird die Flughafenfeuerwehr alarmiert. Doch das reicht nicht aus. Die Lage ist unübersichtlich und gefährlich. Für einen solchen sogenannten Massenanfall von Verletzten (MANV), gibt es in der Region Hannover ein Konzept, das jetzt zum Tragen kommt. Neben der Flughafenfeuerwehr fordert deren Einsatzleiter Kräfte der kommunalen Feuerwehren sowie den Rettungsdienst an.

        Übung alle zwei Jahre ist Pflicht

        Zuerst werden unter dem Stichwort „FH2″ – Flugunfall Stufe 2 – die Einsatzkräfte der Stadtfeuerwehr Langenhagen alarmiert. Schnell wird auf „FH3″ – Flugunfall Stufe 3 – erhöht. Nun sind auch die Kräfte der Landeshauptstadt Hannover, die Freiwilligen Feuerwehren der Gemeinden Isernhagen und Wedemark sowie der Stadt Garbsen und der erweiterte Rettungsdienst der Region Hannover (Johanniter, Rotes Kreuz und Arbeiter-Samariter-Bund) dabei.

        Solche Übungen müssen nach den Richtlinien der internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) alle zwei Jahre abgehalten werden. „Wir müssen aber nicht nur, wir wollen auch“, sagt der stellvertretende Leiter der Flughafenfeuerwehr, Tobias Plesse. Denn die Übung diene dazu, das Zusammenspiel zwischen den Akteuren zu trainieren und zu optimieren. Das Besondere: Während der Übung läuft der normale Flugbetrieb auf der Nordbahn weiter.

        Als Vorlage dient ein echter Fall

        Für die Übung, die Plesse etwa ein Dreivierteljahr vorbereitet hatte, hat er sich ein reales Vorbild gesucht: Am 2. Januar 2024 war auf dem Flughafen Tokio-Haneda ein von einem Inlandsflug landender Airbus mit einem startbereiten Flugzeug der japanischen Küstenwache kollidiert. Beide Maschinen gerieten in Brand. Alle Passagiere und Crewmitglieder des Airbus konnten gerettet werden. Lediglich einer der sechs Insassen des Küstenwachenflugzeugs überlebte.

        Eine passende Vorlage für ein Übungsszenario, das am Sonnabend mit seiner Komplexität eine Herausforderung für alle Beteiligten – etwa 100 Fahrzeuge und 500 Teilnehmende – darstellt. „Für die Einsatzleitung ist es wichtig, sich erst mal einen Überblick zu verschaffen und den Einsatz zu strukturieren“, sagt Plesse.

        Menschen retten das Wichtigste

        Im Fokus müsse klar die Rettung der Menschen stehen. Im Gegensatz zu kleineren Einsätzen sei es aber nicht möglich, alle Verletzten individuell bestmöglich medizinisch zu versorgen. Die Einsatzkräfte müssten sich vielmehr einen Überblick verschaffen und selektieren. Dazu gehöre leider auch, dass Tote erst einmal an Ort und Stelle blieben.

        Um all das möglichst realitätsnah üben zu können, hat das Team der realistischen Unfalldarstellung der Johanniter Akademie Niedersachsen/Bremen 70 Statisten für die Verletzten und Angehörigen gestellt. Jeder ist nicht nur mit geschminkten Verletzungen versehen worden, alle haben zudem eine Karte mit der Beschreibung ihres jeweiligen Verhaltens bekommen.

        „Wenn hier jemand weint oder schreit, gehört das zu seiner Rolle“, sagt Plesse. Von Schock über Knochenbrüche bis zu Verbrennungen reicht die Spanne an Verletzungen, die bei einer solchen Katastrophe vorkommen. Verteilt worden sind diese realitätsnah einer existierenden Statistik entsprechend.

        Alle sollen zum Einsatz kommen

        Als brennende Boeing kommt der aktuell modernste gasbetriebene Flugzeugbrand-Simulator zum Einsatz. Während der simulierte Rollfeldbrand durch Kerosin bereits von den ersten Feuerwehrleuten mittels Wasserwerfern endgültig gelöscht wird, lodern die Flammen in den Triebwerken immer wieder auf. „Wir wollen auch den Kollegen der kommunalen Feuerwehren die Gelegenheit bieten, das Löschen zu üben“, erklärt Plesse das Szenario.

        Die ersten externen Fahrzeuge sind um 9.44 Uhr, die letzten Feuerwehrfahrzeuge erst um 11 Uhr eingetroffen. Letzteres dürfte auch den schwierigen Verkehrsverhältnissen durch die Bombenentschärfung in Hannover-Bothfeld geschuldet gewesen sein – die A2 musste gesperrt werden, die Ausweichstrecken waren ebenfalls überlaufen. Kurz und einfach sind die Anfahrten in der Region Hannover jedenfalls nicht.
        30.09.2024, HAZ Langenhagen

        Einsatzbilder

         

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