Menschen kommen da nicht hin
„Man kann mit Hilfe des Copters Bereiche einsehen, in die man aus Sicherheitsgründen niemals einen Menschen schicken würde“, sagt Frank Röhrbein, Leiter der Coptergruppe bei Seelzes Ortsfeuerwehr. Neun ausgebildete Feuerwehrkräfte können den Copter bereits bedienen, vier weitere Seelzer Kameraden befinden sich aktuell in der komplexen Ausbildung. „Ein Blick aus dem Korb der Drehleiter lässt sich nicht annähernd so flexibel in Höhe und Winkel variieren, wie die Perspektiven, welche die Kamera des wendigen Flugobjektes liefert“, erläutert Martin Arndt.
Arndt ist stellvertretender Leiter der Coptergruppe und erinnert an den Großbrand in Seelzes Martinskirchstraße. Dort stand bis zum
15. Juni 2016 ein 1756 erbautes Fachwerkhaus, das zu den ältesten Gebäuden der Stadt zählte. Während der Löscharbeiten wurde ein Copter eingesetzt, der Bilder vom Dachstuhl des historischen Fachwerkhauses übermittelte. So wusste der Einsatzleiter, dass der Giebel kurz vor dem Einsturz stand und konnte seine Einsatzkräfte entsprechend dirigieren. „Das Gebäude war leider nicht zu halten“, sagt Strowig über den Brand. Zum Glück konnten sich die Bewohner, eine irakische Familie, bestehend aus den Eltern und acht Kindern zwischen drei und 21 Jahren unversehrt ins Freie retten.
Copter half bei Großbrand
Auch bei einem Großbrand in Garbsen war der Einsatz des Copters vergleichbar wichtig. Am 3. Juni 2018 gingen ein Bowling-Center und Indoor-Spielparadies in Flammen auf. Der Copter von Seelzes Feuerwehr konnte während des Brandgeschehens zahlreiche Informationen liefern. Wieder kam er Dank seiner technischen Möglichkeiten näher an das Geschehen, als es den Einsatzkräfte aus Fleisch und Blut möglich gewesen wäre.
Seelzes Ortsfeuerwehr wird auch regelmäßig alarmiert, wenn es auf dem Rangierbahnhof zu Zwischenfällen kommt. Der stellvertretende Ortsbrandmeister und Zugführer Katastrophenschutz Dennis Blume erinnert sich an die große Evakuierung, als ein Kesselwagen mit Propangas zur unkalkulierbaren, explosiven Gefahr geworden war. Inzwischen ermöglicht der Copter eine erste Gefahrgut-Analyse aus sicherer Entfernung.
Auch bei der Suche nach einer mutmaßlich vermissten Person am 20. Februar 2020 im Wunstorfer Waldgebiet rund um das beliebte Ausflugslokal Altens Ruh halfen die Seelzer Retter mit ihrem fliegenden Auge. Allerdings konnte in dem Fall kein Mensch aufgespürt werden, es gab aber auch keine offizielle Vermisstenmeldung.
Um den Copter fachgerecht einsetzen zu können, bedarf es geschulter Experten. Jetzt kommt auf das Ausbildungsteam eine weitere Herausforderung zu, denn Copter-Experte Cesare Piero aus Burgwedel, der neben Hardwarebeschaffung und -reparatur auch die Copter-Piloten schult, stellt ein neues, noch leistungsfähigeres Exemplar im Garten von Seelzes Feuerwache vor.
Es wird die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr noch effizienter machen. Neben einer Wärmebildkamera verfügt das Modell beispielsweise über einen ADS-B-Empfänger, der weitere Flugobjekte im Umfeld anzeigt und akustisch und optisch vor möglichen Kollisionen warnten kann. Doch der größte Vorteil ist die Bedienung, die inzwischen von einer Fachkraft geleistet werden kann.
Der Copter ist auf dem Messwagen stationiert, der im gesamten Brandabschnitt eingesetzt wird und aus diesem Grund auch über Seelze hinaus seine hilfreiche Dienste leisten kann, sagt Ortsfeuerwehr-Pressesprecher Norbert Bittner.