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Feuerwehr will hauptamtliche Gerätewarte

Konzept soll Einsatzbereiche bis 2030 absichern / Feuerwehrhäuser müssen erneuert werden

Die Freiwillige Feuerwehr Seelze hat ein Konzept erarbeitet, um den Brand-, Katastrophen- und Bevölkerungsschutz sowie Hilfeleistungen bis zum Jahr 2030 sicherstellen zu können. Kernpunkte seien dabei zu ersetzende Fahrzeuge, die Feuerwehrhäuser und eine gewünschte Entlastung der ehrenamtlichen Feuerwehrleute durch hauptamtliche Gerätewarte, sagt Stadtbrandmeister Christian Kielhorn.
Der Stadtbrandmeister rechnet bis 2030 mit Kosten von circa 10 Millionen Euro. „Das Konzept ist sehr wirtschaftlich aufgestellt und enthält keine überzogenen Forderungen“, betont Kielhorn.

Neue Fahrzeuge nötig

Die Feuerwehr rechnet mit Laufzeiten von 25 Jahren für Großfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 7,5 Tonnen. Kleinere Fahrzeuge unter 7,45 Tonnen müssten nach 20 Jahren ersetzt werden. Größere Fahrzeuge schlagen mit 300 000 bis 400 000 Euro zu Buche. So wird etwa das Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug (HLF) der Ortsfeuerwehr Seelze, das 2025 ersetzt werden soll, mit etwa 400 000 Euro veranschlagt.
Kielhorn betont, dass es nicht darum gehe, zusätzliche Fahrzeuge zu kaufen. „Das ist eine Fortschreibung des Istzustandes, die Feuerwehr in Seelze ist angemessen aufgestellt.“ Die Feuerwehr in der Obentrautstadt habe aber eine hohe Einsatzbelastung. Dies wirke sich auch auf den Verschleiß der Fahrzeuge aus. Um den Fuhrpark turnusgemäß zu erneuern, seien bis 2030 rund 2,6 Millionen Euro erforderlich, was einem Betrag von 263 000 Euro im Jahr entspricht. Bislang hat die Stadt aber nur 1,5 Millionen Euro – jährlich 150 000 Euro – für diesen Zweck vorgesehen. Damit bleibt ein Defizit von rund 1,13 Millionen Euro in zehn Jahren oder 113 000 Euro im Jahr.
Handlungsbedarf sehen Kielhorn und sein Stellvertreter Michael Lorenz auch bei den Feuerwehrhäusern. Der letzte Neubau sei 2013 in Velber in Betrieb genommen worden. Die Mehrzahl der übrigen Gebäude stamme aus den Siebzigerjahren und verdiene im Grunde die Bezeichnung Feuerwehrhaus nicht: „Das sind Garagen.“ Neue Bestimmungen schrieben aber vor, dass die Gebäude eine Halle für die Fahrzeuge haben müssten. „Man muss heute frei um das Fahrzeug herumlaufen können.“
Mit Ausnahme von Velber gebe es bei allen Seelzer Feuerwehrhäusern Handlungsbedarf. „Vom Platz her sind alle zu klein.“ Politik und Verwaltung seien gefragt, wie in den nächsten zehn Jahren mit den Gebäuden umgegangen werden soll.
In Döteberg sei der Druck am größten, und dort seien auch die Planungen bereits beauftragt, um Abhilfe zu schaffen. Die Kosten pro Feuerwehrhaus schätzt Kielhorn auf mindestens eine Million Euro. „Wir schlagen ein Standardfeuerwehrhaus vor, um Planungskosten zu sparen.“ Neben zwei Stellplätzen müssten die Gebäude auch einen Aufenthalts- und einen Schulungsraum sowie sanitäre Anlagen haben.
Zwar hätten die Ortsfeuerwehren in den meisten Ortsteilen nur ein Löschfahrzeug, für den Mannschaftstransport sei aber noch ein Bully erforderlich. Dieser könnte auch für die Kinder- und Jugendarbeit genutzt werden, die damit an Attraktivität gewinne. „Das ist ein ganz dickes Brett“, sagt Kielhorn.

Gerätewarte haben viel Arbeit

Dritter Brocken sind zwei hauptamtliche Gerätewarte, die die Arbeit der Ehrenamtlichen sicherstellen sollen. Neue gesetzliche Vorgaben, zusätzliche Aufgaben und eine modernere Ausstattung führten zu immer mehr Arbeit, die die bislang ehrenamtlichen Gerätewarte immer mehr belasteten. Nicht nur Gerätschaften, auch Schutzbekleidung wie Jacken müssten regelmäßig geprüft werden.
So müssten Atemschutzgeräte getauscht und Fahrzeuge in die Werkstatt gefahren werden. Viele Einrichtungen seien aber nur tagsüber geöffnet – zu einer Zeit, in der Ehrenamtliche selbst in ihrem Beruf arbeiten müssten. Die Idee der hauptamtlichen Gerätewarte sei nicht neu, sagt Kielhorn. In vielen Kommunen, wie unter anderem Garbsen und Langenhagen, gebe es schon welche: „Die haben alle das gleiche Problem wie wir auch.“

Fünf Minuten zum Einsatzort

In dem Konzept stellt die Feuerwehr auch die Situation insgesamt dar. „Wir haben die gesamte Feuerwehr betrachtet, aber auch jeden Ortsteil einzeln“, sagt Kielhorn. Ziel sei, die Feuerwehr Seelze schlagkräftig und zukunftsorientiert aufzustellen, um den heutigen und künftigen Herausforderungen gewachsen zu sein, erklärt der Stadtbrandmeister.
Ein wichtiger Punkt sei die sogenannte Eintreffzeit: Neun Leute müssten in acht Minuten die Einsatzstelle erreichen können. Die acht Minuten unterteilten sich in drei Minuten für die Feuerwehrleute zum Erreichen des Feuerwehrhauses und Umziehen und fünf Minuten Anfahrtszeit im Feuerwehrwagen. „Nach weiteren fünf Minuten müssen weitere sechs Kräfte vor Ort sein“, sagt Kielhorn.

Zugprinzip funktioniert

Dies gelinge für jeden Ortsteil gut. Weil es aber tagsüber während der regulären Arbeitszeit zu personellen Engpässen kommen könne, sei das Zugprinzip eingeführt worden. Während die Schwerpunktfeuerwehr Seelze eigenständig agieren könne, würden vor allem die Ortsfeuerwehren kleinerer Ortsteile zusammengefasst. „So können wir uns in personalschwachen Zeiten ergänzen.“

Weitere Informationen

  • Quelle: HAZ Seelze, 11.03.2020
  • Von: Thomas Tschörner
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